Mittwoch, 25. September 2013

Eine zynische Rundreise zur angetasteten Würde

tl;dr: Das System ist Scheiße und ich brauch mehr Kaffee!!!

Kaddy hat gestern Abend in ihrem Blog einen wirklich ausführlichen Beitrag über ihre Erfahrungen mit der Agentur für Arbeit veröffentlicht, der mich sehr beschäftigt.
Parallel dazu, hab ich gestern ein Gespräch mit jemandem gehabt, der schon ganze zwanzig (!) Onlinebewerbungen abgeschickt hat, und noch auf keine einzige eine Antwort zurückbekam.
Schockierend.
Jetzt muss man dazu sagen, dass dieser Mensch sein Leben lang Arbeit hatte und noch eine Generation erleben durfte, die aktiv Jobangebote bekommen hat. Sowas kenne ich nur aus den Erzählungen meiner Eltern. Trotzdem finde ich es wirklich schwierig, wenn jemand nach zwanzig Emails schon aufgibt und sich für hoffnungslos hält.

Genauso schwierig finde ich es aber, wenn Menschen gar nicht erst den Arsch hochbekommen. Es mag eine Menge Gründe geben, wieso jemand nach zig Bewerbungen noch keine Stelle bekommen hat. Und es mag auch diverse Gründe geben, wieso jemand nicht beim Mc Donalds hinter der Theke arbeiten möchte, aber ich verstehe nicht, wieso es Menschen gibt, die darauf warten, dass ihnen der Ar... Popo hinterher getragen wird.
Und dann les ich, dass jemandem wie Kaddy, die so einen Mist echt nicht verdient hat, so eine Scheiße passiert und sie im Endeffekt dafür bestraft wird, dass sie aktiv weiß, was sie will, obwohl sie wegen Krankheit ihren alten Job nicht mehr machen kann. Und die sich eben nicht zurücklehnt und auf ALGII wartend denkt "Och, Scheiß drauf!". Niemand sucht es sich aus, krank zu werden und niemand sucht es sich aus, seinen Job wegen Krankheit nicht mehr machen zu können. Und es sucht sich auch niemand den doch schon menschenunwürdigen Weg zurück in die Welt der Arbeit aus, den man mit der Agentur für Arbeit gehen muss.

Abgesehen von der verletzten Würde (wann wurde die eigentlich antastbar???) und den Kosten für ein System, dass den Todeskampf schon lange hinter sich hat, sehe ich noch ein anderes Problem:
Wir haben jetzt ohnehin schon ein großes und totgeschwiegenes Problem mit Altersarmut. Wie soll dass denn in den nächsten Jahrzehnten werden? Wie soll dass werden, wenn die Generationen, die sich selber um ihre Rente kümmern müssten in den Ruhestand gehen? Viele Menschen die ich kenne können sich trotz Vollzeitjob nicht um die Rente kümmern, weil sie mit einer 40 Stundenwoche einen Hungerlohn verdienen. Und dann gibt es halt die Menschen, die den Arsch nicht hoch bekommen, vom ALGII leben und denken, dass das alles ist und der Staat sich schon kümmern wird.
Ich muss es nochmal wiederholen: Es gibt eine Menge Gründe, wieso Menschen keinen Job haben und sich die Demütigung von ALGII und der Agentur für Arbeit antun müssen oder bewusst darauf verzichten und jeden Tag noch härter um ihre Existenz kämpfen. Auf diese Menschen zielt das hier nicht ab. Eigentlich zielt es auf niemanden ab, ich will nur meine Gedanken nieder schreiben, bevor sie gleich im Kaffee ertränkt werden.


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