Samstag, 28. November 2015

"Dark Side of the Moon" - Midlifecrisis

Achtung, erste Stufe Midlifecrisis. Lesen auf eigene Gefahr. 

Da sitz ich vor meinem Monitor und denk mir, dass der zu klein ist und ich nicht zocken und gleichzeitig netflixen kann. Nächster Gedanke dreht sich um das neu Kunstwort "netflixen" und dass das doch eigentlich mal nen Blogeintrag wert wäre. Also jetzt nicht netflixen und Kunstwörter, sondern meine Dekadenz und #firstworldproblems. 
Ich hätte früher darüber gebloggt, dass ich mir eine neue Uhr gekauft habe. Oder die Tage gefühlte tausend Lippenstifte von mir verstoßen und in den Kreislauf alles Irdischen gegeben wurden. 
Heute frag ich mich eher, wieso ich kein zeitloses Wesen mehr bin. 
Wo ist meine Leichtigkeit hin, mit der es mir furchtbar egal war, wie lange andere auf mich warten mussten? Was haben meine geliebten Freunde doch unter dieser Mentalität gelitten. 
Ich frag mich auch, wieso ich überhaupt so viele dumme Lippenstifte anhäufen konnte. Und was für ein Vermögen für so einen Mist drauf geht.
Alleine, dass ich über sowas wie Lippenstifte überhaupt schreibe...  
Werde ich erwachsen? Passieren da irgendwelche hormonellen Sachen in meinem eigentlich tadellos funktionieren Gehirn? Mutiere ich zu etwas... vernünftigen? Immerhin hab ich Bausparverträge und fahr nen Volvo Kombi. Und bunte Haare hab ich auch nicht mehr... 
Ich frag mich, wann ich das letzte Mal mit ner Freundin, ner Flasche Wein, keinem Korkenzieher und zu dünner Jacke nachts durch nen Wald gekraxelt bin. Vor 4 Jahren? Oder doch vor 5? 
Was hätten wir uns alles brechen können... stattdessen hatten wir wirklich viel Spaß und haben Ecken des Ruhrgebiets gesehen, wo ich heute nicht mal mit Satellitenbildern nachvollziehen kann, wo wir waren oder wie zum Henker wir dahin gekommen sind. Und geklaut wurden wir auch nicht. Dafür sind wir bei einem dieser Ausflüge in einen so heftigen Regenschauer gekommen, dass meine Schuhe nach fünf Tagen noch nicht trocken waren. 
Heute besteht eine erfolgreiche Woche aus zwei bis dreimal Laufen gehen und einen Abend pro Woche so früh von der Arbeit zu Hause sein, dass ich selber noch was koche. 

Das was ich hier schreibe fühlt sich gerade ein bisschen wie "Dark Side of the Moon" an, nur dass ich irgendwie nicht die Kurve zur hellen Seite kriege. Wahrscheinlich krieg ich gleich besorgte Nachrichten, ob ich deprimiert bin und ob alles okay ist. Deswegen: Nein, bin ich nicht. Ja, ist es. 
Ich bin nur ein bisschen wehmütig was die Vergangenheit angeht. Denn immerhin war da alles bess... and here we go... die lichte Seite. Nix war besser! Liebeskummer, Unistress, Pappnasen als Freunde, kaputtgefärbte Haare, furchtbar unbequeme Schuhe und immer wieder nörgelnde Menschen, weil ich zu spät war. 
Okay, ich bin kuriert. Das mit dem Wein und keinem Korkenzieher steht einfach für Anfang 2016 an (weißte Bescheid, Frau Ratte) und der Rest ist doch ziemlich cool. Die Uhr ist super, ich hab ne eigene Band und der Volvo schafft über 200 Sachen.
Und so wirklich vernünftig kann ich nicht sein, nicht, wenn mich "The unicorn formerly known as Crazy Horst, now known as Crazy Horst again" beim Schreiben beobachtet.

Puh. Nochmal Glück gehabt!

The unicorn formerly known as Crazy Horst, now known as Crazy Horst again

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