Disclaimer: Folgendes Geschreibsel könnte unter Umständen Gefühle verletzen und sollte gar nicht erst gelesen werden.
Das Ding mit der Achtsamkeit und dem Aufmerksam durchs Leben gehen ist eine wirklich alte Kiste. Siddhartha hat schon eine Menge darüber geredet und auch die 2500 Jahre danach ist es immer noch ein Thema.
Viele Ideen der Psychotherapie beziehen ihre Ansätze in dem grundlegenden Ansatz der Achtsamkeit, zum Beispiel solche Dinge wie Tagebücher, Traumtagebücher, "Dinge die heute gut waren Kisten" und auch die ganz generelle Therapiefrage "Was hat Sie heute bewegt?".
Nun ja, wirklich achtsam war meine Lebensweise bisher nicht. Mein Leben war bisher ein bisschen wie eine kleine Flucht, ich bin immer in Bewegung, viele Hobbys, viele liebe Menschen, die ich gerne treffe, einfach immer einen vollen Terminplan. Vor ungefähr einem Jahr bin ich dazu übergegangen, bewusst Freiräume in mein Leben zu packen und das war irgendwie der Beginn meiner eigenen Achtsamkeit.
Mittlerweile habe ich jeden Tag einen Zeitraum, wo ich mir bewusst eine Auszeit nehme und meditiere. Jetzt ist auch endlich wieder der Sport in mein Leben zurück gekehrt und wir geben unserer On-Off Beziehung noch eine Chance. Vielleicht die letzte, vielleicht auch nicht.
Aber, mein Leben ist besser geworden, weil ich aufmerksamer mit ihm, mir und meiner Umgebung umgehe. Mein Tag rinnt nicht mehr dahin und ich weiß, mit wem ich gestern an der Kaffeemaschine über welches Thema gesprochen habe. Dieses Bewusstsein führt dazu, dass mein Tag viel langsamer und organisierter abläuft. Ich wage sogar zu behaupten, dass ich vor einem Jahr drei bis vier To-do Listen mehr gebraucht habe.
Ich gebe zu, meditieren, aufmerksamer sein, wacher durch den Tag gehen und mehr wahrnehmen klingt jetzt nicht nach einem aufregenden Leben am Limit.
Aber dieser zombieeske Zustand, in dem sich viele Menschen befinden, die ich wirklich sehr schätze, ist auch keine wirklich Alternative. Ich bin kein Fan von #yolo und glaube an den Energieerhaltungssatz, aber trotzdem hat das Leben, das jeder von uns jetzt lebt eine bestimmte Länge und ist endlich. Wieso also nicht das Beste draus machen?
Ich kenne zu viele Leute, die keine zwei Stunden ihres Lebens für ein Theaterstück oder einen schlechten Film opfern würde, die aber jeden Abend stundenlang Zeit totschlagen, in dem sie sich vom Fernsehen berieseln lassen oder irgendwelche Lebenssimulationen spielen. Rausgehen und leben scheint da keine Option zu sein. Zu diesem wenig elitären, weil weit verbreiteten Kreis, hab ich auch lange gehört. Mittlerweile finde ich es schade, aber da meine TARDIS von einem Typ mit längerem, grauen Haar gestohlen wurde, kann ich es nicht ändern.
Ich kann nur die Gegenwart ändern, aber dafür muss ich sie erstmal wahrnehmen und nicht durch Trauer um die Vergangenheit und verpasste Chancen oder durch Planungen von neuen Chancen, die vielleicht nie kommen, aus den Augen verlieren.
Ich bin immer noch eine Gamer-Nerdine, aber mein Leben ist in Balance zwischen Spiel, Spaß, Arbeit und Verpflichtungen. Jeder muss das Leben leben, dass er leben möchte. Und damit mein ich nicht, Tausende Euro zu verdienen, auf dem Konto zu horten und keine Ahnung was.
Es hat auch nicht jeder seinen Traumjob und jeder hat mal verdammt schlechte Laune.
Aber darum geht es nicht. Es geht darum, aus grundsätzlichen Begebenheiten (sprich: Ein Dach über dem Kopf und die Möglichkeit generell Geld zu verdienen/zu bekommen) das Beste zu machen. Wenn das bedeutet, den ganzen Tag vor dem Fernseher zu sitzen, dann ist das halt so.
Wenn der Mensch glücklich und achtsam ist, dann: Yay! Genieß die Stunden vor dem Fernseher. Achtsamkeit bedeutet, sich eben nicht nur abzulenken und berieseln zu lassen.
Wenn der Mensch damit aber unzufrieden ist und mehr aus seinem Leben machen will, dann stell ich mir die Frage: Wieso tut Mensch das dann nicht? Das es darauf tausend Antworten gibt und alle im Endeffekt Ausreden sind, ist meine eigene Meinung. Und das ich keinen Bock habe, mir diese Ausreden anzuhören, ist meine eigene Entscheidung ;)
Also, an all die unglücklichen Menschen, die ihren Alltag damit verbringen, vom Leben zu träumen oder sich geskriptete mediale Leben anschauen: Hopp hopp!!! Arsch hoch kriegen und anfangen zu leben, anstatt davon nur zu träumen.
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